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Eine Wölfin auf einer Wiese

Umfrage: Mehrheit in NRW will Wölfe nicht abschießen

Stand: 30.04.2024, 12:52 Uhr

Wölfe sind beliebt in NRW - auch wenn sie Schafe reißen. Das geht aus einer neuen Umfrage im Auftrag des Naturschutzbundes zum Tag des Wolfes hervor. In ländlicheren Regionen Deutschlands will eine Mehrheit den Abschuss.

Von Martin TeiglerMartin Teigeler

Sollten Wölfe dort, wo sie Nutztiere trotz Herdenschutz reißen, kontrolliert abgeschossen werden? Darauf antworteten 38 Prozent der Befragten in NRW mit Ja, eine absolute Mehrheit von 50 Prozent sagte Nein. Keine Meinung äußerten 12 Prozent. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage von Forsa für den Naturschutzbund, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

In ländlicheren Bundesländern mehr Abschuss-Befürworter

Deutschlandweit befürworteten 46 Prozent der Befragten den Abschuss, 42 Prozent lehnten das ab. Satte Mehrheiten von über 60 Prozent für den Wolfs-Abschuss gab es demnach in ländlich geprägten Bundesländern wie Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Bundesweit sind Bewohner kleinerer Städte und Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern eher für die Tötung reißender Wölfe.

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Für die ländlichen Regionen in NRW wurden keine gesonderten Zahlen erhoben - aber auch hier dürfte es mehr Abschuss-Befürworter geben als im NRW-Schnitt.

"Tag des Wolfes"

Der Naturschutzbund nennt den 30. April "Tag des Wolfes". 28 Prozent der Befragten in NRW gaben laut Umfrage an, in einer Region mit freilebenden Wölfen zu wohnen. Nur 13 Prozent der Befragten in NRW äußerten negative oder sehr negative persönliche Gefühle und Empfindungen gegenüber Wölfen.

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Der Wolf wirke auf "einige Bürger" als "Rückkehrer immer noch fremd", sagt Thomas Pusch, Beauftragter des Nabu-Landesvorstandes für das Thema Wolf zu der Umfrage. Deshalb müsse man darauf aufmerksam machen, dass das Tier ein "ganz normaler Bestandteil unserer heimischen Natur" sei.

Nabu: Warum mehr Abschüsse keine Lösung sind

Die "Entnahme" von Einzeltieren "mit problematischen Verhalten" trage der Nabu mit - unter Beachtung strenger Kriterien, sagt der Wolf-Fachmann des Naturschutzbundes.

Nach seinen Infos hätte eine Bejagung der Wölfe in anderen Ländern wie Frankreich aber nicht dazu geführt, dass weniger Schafe und andere Weidetiere gerissen worden seien, sagt Pusch. Dies liege daran, dass durch den Abschuss von Elterntieren "die Struktur des Rudels gesprengt wurde". Junge Wölfe hätten dann vermehrt nicht geschützte Schafe gerissen.

Herdenschutz soll besser werden

Aktuell fordert der Nabu "eine flächendeckende Unterstützung und Förderung von Herdenschutzmaßnahmen durch das Land NRW". Vulnerable Nutztiere wie Ziegen, Schafe, Kälber oder Ponys müssten ausreichend geschützt werden.

Die schwarz-grüne Landesregierung hatte sich 2022 im Koalitionsvertrag zur "Pflicht" bekannt, Weidetierhalterinnen und -halter zu unterstützen: "Um die Weidetierhaltung zu sichern, werden wir ein ambitioniertes Wolfsmanagement betreiben."

Wölfin vor Gericht

Im Alltag gibt es immer wieder Streit um geplante Abschüsse von "Problem-Wölfen". So war die Tötung der Wölfin Gloria im Februar 2024 gerichtlich untersagt worden. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) für das Land Nordrhein-Westfalen bestätigte damit Entscheidungen des Verwaltungsgerichts Düsseldorf. Die Beschlüsse waren nicht anfechtbar (Aktenzeichen: 21 B 74/24, 21 B 75/24, 21 B 76/24). 

Zur Begründung teilte das OVG mit: Die Ausnahmegenehmigung zum Abschuss der Wölfin des Kreises Wesel sei fehlerhaft. Der Kreis habe nicht dargelegt, dass Gloria ein problematisches, auf geschützte Weidetiere ausgerichtetes Jagdverhalten zeige.