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Haarschnitt für 99 Cent - Friseur spendet Einnahmen der Tafel

Lokalzeit aus Dortmund 26.04.2024 02:39 Min. Verfügbar bis 26.04.2026 WDR Von Jürgen Kleinschnitger

Schnippschnapp: 99-Cent-Frisur lockt Castrop-Rauxeler an

Stand: 27.04.2024, 16:44 Uhr

Den wohl günstigsten Friseurbesuch in ganz Deutschland haben am Samstag einige Castrop-Rauxeler genutzt. Weil die örtliche Tafel davon profitiert, haben viele sogar mehr Geld gegeben.

Von Sebastian TischkovSebastian Tischkov

Eine halbe Stunde vor Ladenöffnung hält Edin Dzananovic noch seine Instagram-Follower auf dem Laufenden: "Jeder kommt dran bis 16 Uhr", sagt er in einem Livestream auf seinem Account. Der Friseur ist aufgeregt, denn heute ist der große Tag: Ähnlich wie bei Imbissbuden-Eröffnungen kostet jede Frisur heute nur 99 Cent.

Ein Friseur steht hinter seiner Kassentheke

Vor dem Ansturm ist Friseur Dzananovic noch gut gelaunt

Um ihn herum wuseln schon seine Kollegen. "Haben wir irgendwo noch Sprühflaschen?", fragt eine der Friseurinnen. Im Regal neben ihr werden die Flaschen schnell aufgefüllt. Sie haben sich gut vorbereitet für ihre Eröffnung am neuen Standort. Vorsorglich haben sie einen Security-Dienst engagiert, bei gut 25 Frauen, die vor Ort anstehen hat er nur wenig zu tun.

Frühes Aufstehen für günstigen Haarschnitt

Die ersten Damen standen schon um halb Acht vor dem Laden in der Altstadt von Castrop-Rauxel, denn es galt: Wer zuerst kommt, wird auch zuerst bedient. Spezielle Wünsche haben die ersten Kundinnen in der Reihe nicht, sagen sie. Spitzen schneiden und Haare frisch machen, damit seien sie schon zufrieden.

Frauen stehen in einer Schlange, daneben eine Werbetafel

Vor der Schlange: Hinweis auf die Castroper Tafel

Friseur Dzananovic verknüpft die Aktion mit einem karitativen Gedanken: Die gesamten Einnahmen sollen an die Castrop-Rauxeler Tafel gehen. Der heute 38-Jährige hat sogar Verbindungen dazu: Als seine Familie 1992 aus Bosnien nach Deutschland kam, mussten sie selbst regelmäßig Lebensmittel bei der Caritas abholen.

Lebensmittelspenden in der Jugend prägen bis heute

"Wir haben damals Gutscheine bekommen, für jeweils zehn Mark", erinnert sich Edin Dzananovic. "Deswegen hat es mich direkt bewegt, dort hin zu spenden". 99 Cent ist die Mindestspende, betont der Friseur. "Das Ziel sind 150 Menschen, wenn wir das schaffen, sage ich: Wir verdoppeln das Geld. Und mit 300 Euro kann man doch schon was starten."

Um 10 Uhr dann der Startschuss, die ersten fünf Kundinnen werden bedient. Heute gilt die Regel: Nur Damenschnitte, kein Färben, kein Waschen. Nur der Haarschnitt an sich ist möglich, damit effizient und schnell geschnitten werden kann. Der Billig-Friseurbesuch selbst unterscheidet sich ansonsten kaum von einem normalen, denn für Beratung bleibt trotzdem Zeit.

Frisurberatung muss sein

"Glaubst du, mir würde so ein leichter Pony stehen?", fragt Gina ihren Friseur Edin. Sie ist heute die erste Kundin, die einen neuen Haarschnitt vom Besitzer des Salons bekommt. Aus Erfahrung sagt Dzananovic: Erstmal "Curtain bangs" schneiden, eine Art Vorstufe vom Pony. "Edi hat immer Recht", sagt Kundin Gina schmunzelnd.

Ein Friseur steht neben seiner Kundin

Zufrieden mit ihren "Curtain bangs": Friseur Edin und Kundin Gina

Ob sie sich auch eine radikalere Frisur trauen würde, weil der Schnitt nur 99 Cent kostet? "Naja, es sind ja trotzdem noch meine Haare. Aber ja, kann man mal machen!". Gina bleibt trotzdem beim leichten Pony - und verspricht, ein paar Euro mehr in die Spendenkasse zu werfen.

Neue Kundinnen im 10-Minuten-Takt

Sieben Minuten später ruft Edin Dzananovic: "Fertig!". Trotz schnellstem und günstigstem Friseurbesuch ihres Lebens ist Gina total zufrieden - und hat dabei sogar für einen guten Zweck gespendet.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Friseur Edin Dzananovic
  • Kundinnen vor Ort