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Viel Frust und Schlamm nach Überschwemmung in Wenden

Lokalzeit Südwestfalen 07.05.2024 03:11 Min. Verfügbar bis 07.05.2026 WDR Von Isabell Zillmer

Viel Frust und Schlamm nach Überschwemmung in Wenden

Stand: 07.05.2024, 17:43 Uhr

Nach dem Starkregen macht sich im Wendener Ortsteil Ottfingen Frust breit: Die Hauptstraße stand dort am Montagabend knietief unter Wasser, viele Häuser liefen voll - und das nicht zum ersten Mal.

Von Kai Osthoff

Anita Moll trägt einige Kissen aus dem Haus und wirft diese auf einen großen Anhänger. Der ist voll mit Haushaltsgegenständen, die bis Montagabend noch allesamt intakt waren. Zwei Nachtschränkchen aus Holz, große Sofakissen, Teppiche, eine Kühlbox – alles Dinge, aus ihrem Haus an der Bachstraße.

Innerhalb kürzester Zeit hatte sich der Bach Großmicke am Abend in einen Fluss verwandelt und war über die Ufer getreten. Feuerwehr, DRLG, Rotes Kreuz und THW waren bis Mitternacht im Wendener Ortsteil Ottfingen im Einsatz.

Aufräumarbeiten in vollem Gange

Diverse Gegenstände vor einem Haus

Viel Hausrat ist durch das Hochwasser unbrauchbar geworden

Auch viele Stunden nach dem Starkregen laufen die Aufräumarbeiten noch. "Die ganze Nacht haben wir gearbeitet. Lediglich eine Stunde haben wir geruht, dann gingen die Aufräumarbeiten weiter", erklärt Anita Moll. Rund 30 Helfer haben bei ihr und ihrer Familie mit angepackt.

Bereits 2021 wurde die gesamte untere Etage ihres Hauses beim Hochwasser geflutet. Anita Moll und ihre Familie hatten lange mit den Folgen zu kämpfen. Erst vor zwei Wochen wurden die letzten Renovierungsarbeiten in der Garage erledigt.

"Nun stehen wir schon wieder am Anfang. Vieles müssen wir wegschmeißen. Wie es unter dem Fußboden aussieht, wird sich in den nächsten Tagen zeigen." Anita Moll, Anwohnerin

Anita Molls Sohn Sven trägt einen großen Sack Holzpallets aus dem Haus. "Die sind ebenfalls aufgeweicht und können auf den Müll", erzählt der 49-Jährige. Mit Eimern haben er und seine Mutter das Wasser in der Nacht aus dem Haus gebracht und unentwegt dafür gesorgt, den Schaden in Grenzen zu halten.

Betroffene fühlen sich alleingelassen

Sie können zwar noch lachen, doch innerlich sind beide verärgert. Sie sind der Meinung, dass zwischen dem letzten Starkregen mit seinen schlimmen Folgen im Jahr 2021 zu wenig von Seiten der Gemeinde getan wurde. "Die haben zwar mal mit einem Bagger den Bachlauf der Großmicke ein wenig aufgegraben, doch offensichtlich hat das nicht gereicht", so Anita Moll.

In dieser Sache gebe es keine kurzfristige Lösung, sagte Wendens Bürgermeister Bernd Clemens im WDR-Gespräch. Zweimal im Jahr würden die Regeneinläufe gereinigt. Wenn Bürger merken würden, dass die Einläufe verstopft seien, könnten sie sich im Rathaus melden und es würden auch Reinigungen außer der Reihe durchgeführt.

Langfristig müsse allerdings das Bachbett verbreitert werden, so Clemens. Das sei durch die enge Bebauung jedoch nicht ohne weiteres möglich. Dazu müssten Grundstück erworben werden.

Plötzlich fließt der Bach durchs Wohnzimmer

Durch die Grundstücke ist der Bachlauf in Wenden an dieser Stelle verengt. Dort tritt bei starkem Regen immer wieder das Wasser über die Ufer und fließt durch die Gärten in die Häuser.

"Das Wasser kam von hinten und ist einmal durch das Haus geflossen. Sozusagen aus der Haustüre vorne wieder raus", erklärt Wladimir Peters. Auch er wohnt in der Bachstraße.

Zusammen mit Aljona Schmidt trägt er eine große Matratze raus und hebt sie in einen Anhänger. "Die ist nicht mehr zu gebrauchen. Darauf schlafen können wir nicht mehr", erzählt die 11-Jährige. Auch sie war in der Nacht wach und hat das ganze Treiben vom Balkon aus beobachtet.

"Ich fand es irgendwie spannend. Und natürlich traurig. Denn viele unserer Spielsachen sind weg." Aljona Schmidt, Anwohnerin

Kegel aus Plastik, Eimer und Förmchen sowie Backformen für den Sandkasten wurden von dem Grundstück einfach weggerissen und sind an einem Metallzaun hängengeblieben. Auch durch Gegenstände an einer Hecke am Bürgersteig zeigt sich, wie hoch das Wasser dort stand. An der tiefsten Stelle waren das rund 60 Zentimeter.

Die Überschwemmung im Wendener Ortsteil Ottfingen

Der Bach wurde vorübergehend so breit wie ein Fluss

Hinter dem Haus, wo Aljona Schmidt wohnt, zeigt die 11-Jährige mit dem Finger am Türrahmen zur Terrasse, wie hoch dort das Wasser hochgeklettert war:rund 20 Zentimeter. Auch an einer nahegelegenen Brückenmauer zeigt sich durch das plattgedrückte Gras, dass die Großmicke mächtig über die Ufer getreten war.

Bewohner mussten ihre Häuser verlassen

Rund 30 Bewohner mussten laut Feuerwehr ihre Häuser und Wohnungen am Montagabend verlassen. Aus Sicherheitsgründen wurde der Strom abgestellt. Weil es den Verdacht gab, dass das Wasser auch Gasleitungen beschädigt haben könnte, hieß es zunächst sogar, dass alle ihre Häuser verlassen müssten.

Es wurde ein Rettungsbus aus dem Siegerland angefordert, um die Betroffenen in der Turnhalle am Wendener Schulzentrum unterzubringen. Doch das wurde nicht in Anspruch genommen. Stattdessen kamen die meisten Menschen bei Freunden und Verwandten oder in Hotels unter.

Unsere Quellen:

  • WDR Reporter vor Ort
  • WDR-Wetterredaktion
  • Feuerwehr Wenden